„….bei Claudia Larissa Artz’s Malereien steht die Auseinandersetzung zwischen Linie und Fläche im Vordergrund. Die Linienkonstrukte berufen sich auf Referenzen ornamentaler Strukturen alter Kulturkreise. Ihre kostbar anmutenden Malereien mit ihren Formkumulationen folgern Verbindungen von Innen und Außen, von innerer Empfindung und äußerer Wirklichkeit…Trotz der Referenzen zur abstrakten Kunst der Moderne und der empfindsamen Rückbesinnung auf alte Formensprachen, sind die Werke von Claudia Larissa Artz keineswegs mimetisch. Sie führen in ihrer neueren Umsetzung zu höchst lebendigen Werken, die in ihren Reflexionen nach wie vor etwas Zwingendes beinhalten und als Beitrag zum Kunstgeschehen ihre unbedingte Bedeutung und Berechtigung haben“.
…..An der Stirnwand, hinter dem Altar hat Artz drei Großformate arrangiert. Ob mit diesem temporären Triptychon auf die Dreifaltigkeit Bezug genom-men werden soll, der die Kirche gewidmet ist, bleibt offen. Wer die beiden äußeren Gemälde, die in diesem Jahr entstanden sind, genauer in den Blick nimmt, bemerkt die vielen kurzen, parallel zueinander verlaufenden Schrägstriche, von denen die Bildfelder übersät sind. Diese Striche sind ganz in der Bildfläche verhaftet, während die an Wasser erinnernden unregelmäßigen Blautöne mit ihren gewellten Pinselstrukturen einen unbestimmten Tiefenraum eröffnen. Das Auge ist gezwungen, zwischen Raumtiefe und Oberfläche hin und her zu pendeln. In dieser Wahrnehmungstätigkeit wird sinnlich erfahrbar, was mit „Umkehrpunkt der Bewegung“ gemeint ist. …
Thomas Kempers Arbeiten auf Papier spielen komplexe Beziehungsmöglichkeiten durch, die nahezu diametral entgegengesetzte Phänomene in einen vielfältigen Zusammenhang einbinden, der ihnen jedoch ihre Einzigartigkeit belässt. In diesen aus Fragmenten aufgebauten Arbeiten herrscht eine quirlige, lustvolle und immer wieder neu zu verhandelnder Koexistenz von Autonomie und Eingebundensein, Ruhe und Bewegung, Auseinander-streben und Zusammenhalt. Die Malerei eröffnet ein weites Feld assoziativer Erinnerungsbilder an Architektur, Natur oder Unter-wasserlandschaften, ohne irgendetwas zu erfinden. Sie entfaltet aber gerade darin eine Formen- und Farbenpracht, die geheimnisvoll und unbe-kannt erscheint, die es zu entdecken gilt, und deren Gestalt sich im Akt der Betrachtung unentwegt wandelt und immer wieder anders zeigt. Darin offenbart sich die ausschnitt-hafte Natur des Schauens und eine Ahnung von der unfassbaren Fülle und Grenzenlosigkeit der Welt.
Die Arbeiten von Thomas Kemper erweisen sich als visuell überaus vertrackt. Vor allem fällt der ständige rhythmische Wechsel zwischen monochro-men Flächen und Partien ins Auge, die Offenheit, Dynamik und Räumlichkeit andeuten. Mit ihren Kontrasten und dem Spiel von Kontinuität und Diskontinuität von Farben und Formen schaffen sie eine verwirrende, vor- und zurückspringende Bildräumlichkeit, die den Blick des Betrachters in unabschließbare Bewegung versetzt. Zudem arbeiten seine mit Ölfarbe und Alkyd auf Papier gefertigten Werke mit Zerschneidung und Neuzusam-mensetzung. Es sticht die überaus präzise Anordnung der zurechtgeschnittenen Fragmente ins Auge, aus denen sich seine irregulären, in alle Richtungen zugleich drängenden, das traditionelle rechteckige Bildformat sprengenden Arbeiten aufbauen.
…Das Werk des in Köln lebenden Künstlers Wolfgang Lüttgens steht quer zu allen gängigen Gattungszuordnungen. Seine Arbeiten können zugleich zeichnerische, fotografische, malerische und plastische Aspekte in sich vereinen, ohne dass sie sich einem Medium eindeutig zuordnen lassen. Indem er seine künstlerischen Mittel und Optionen möglichst vielfältig anlegt, mit digitalen wie mit analogen Techniken gleichzeitig arbeitet, mit Zwei- wie mit Dreidimensionalität, hat sich Lüttgens ein enorm weites Experimentierfeld geschaffen. …
… Hinter dem scheinbar spielend beherrschten Wechsel zwischen den Medien und Ausdrucksformen lässt sich die ursprüngliche Intention der Fragmentierung als Mittel, zum Wesentlichen vorzudringen, verfolgen wie eine feine Spur. Bei der Ausstellung „Die Gesänge IV“ im Kunstverein Bochum kommen schmale, schwarze Karbonbänder zum Einsatz, wie sie beim Schreiben mit der Schreibmaschine vor noch nicht allzu lang zurückliegender Zeit massenhaft Verwendung fanden. Die Bänder sind gebraucht; sie bewahren als Negativform die lückenlos aneinander-gereihten Buchstaben eines verlorenen, nicht mehr verfügbaren Textes.Federleicht, leise vom Luftzug bewegt, fluten die Schriftbänder von der Decke herab und verbinden sich sich zu einer von Schatten und Lichtreflexen belebten Zeichnung im Raum. Wolfgang Lüttgens ist ein Grenz-gänger zwischen realen und imaginären Räumen. Deshalb dieser starke räumliche Bezug, der sich auch gerade bei den Tafelbildern Geltung verschafft Dabei genügen manchmal kleinste materielle Partikel oder Fragmente, um ein dichtes Netz aus Bezügen herzustellen. Die immer weiter vorstoßende Pointierung der Frage nach der Realität bis hin zur fast völligen Ausblendung der bildhaften Information führt in Grenzbereiche nahe schierer Bodenlosigkeit. Immer neue Türen öffnen sich in immer neue Räume.